Waldbrand bei Amorbach: Einsatz für die Staffel

 Stef­fen Ger­sch­ner Einsatzpilot der Luf­t­ret­tungs­staf­fel Bay­ern und Stütz­punkt­lei­ter am Flug­platz Main­bul­lau - nur we­ni­ge Ki­lo­me­ter ent­fernt von dem Wald­ab­schnitt bei Box­brunn, in dem am Sonn­tag 24 Hektar in Flam­men stan­den, war mit seinem Luftbeobachter mehrfach im Einsatz um die Bodenkräfte aus der Luft zu unterstützen. „An so ein großes Feuer kann ich mich aber nicht erinnern“, fasste Gerschner seine Eindrücke zusammen. Das sei aber kein Wunder, so Gerschner: Er und die übrigen sieben ehrenamtlichen Einsatzpiloten, die von Mainbullau aus bei Hitze und Trockenheit das ganze westliche Unterfranken im Blick haben, hätten ja in der Vergangenheit meist rechtzeitig kleinere Brandherde gemeldet, so dass sich die Feuer gar nicht erst ausbreiten konnten. Doch am Sonntag blieb die Cessna der Luftrettung am Boden - in diesem Jahr wurden noch keine Kontrollflüge aneordnet.
Warum? „Weil derzeit keine besondere Waldbrandgefahr besteht“, wie Wolfgang Raps erklärte, der bei der Regierung in Würzburg zuständig ist für den Katastrophenschutz ist. Am vergangenen Freitag lautete die Prognose des DWD nach Auswertung der Messstationen Röllbach, Bürgstadt und Eichenbühl-Heppdiel für den Kreis Miltenberg: Die Gefahr ist sehr niedrig. Deshalb habe es keine Kontrollflüge gegeben, so Raps, der gleichwohl betont: „Wir reden hier über eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, natürlich kann es auch bei der niedrigsten Gefahrenstufe brennen“.


Meteorologe: Alles ausgetrocknet
Raps geht davon aus, dass es auch in den kommenden Tagen keine Kontrollflüge über Unterfranken geben wird: Die Waldbrandgefahr für fast den gesamten Bezirk habe der DWD zwar für gestern und heute auf »mittel« eingeschätzt, jedoch für die folgenden Tage schon wieder auf sehr niedrig bis niedrig herabgestuft.
Der Main-Echo-Wetterexperte Dominik Jung, Diplom-Meteorologe beim Online-Wetterportal wetter.net, kann diese Prognose der Offenbacher Behörde nicht nachvollziehen: „Es ist doch alles völlig ausgetrocknet. Entspannung sehe ich da nicht“. Im Februar seien am Untermain nur 20 Prozent der üblichen Regenmenge runtergekommen, und auch im März nur 30 Prozent. Der März sei um vier Grad wärmer gewesen als im langjährigen Mittel und habe 50 Prozent mehr Sonne gebracht. Bis Karfreitag sagt Jung weiter viel Sonne und bis zu 18 Grad voraus; über Ostern werde es zwar kühler, es bleibe aber trocken.


Typisch für die Jahreszeit
Auch Klaus Bernhart, Chef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt und damit zuständig für eine 155.000 Hektar große Waldfläche in den Kreisen Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg, schätzt die aktuelle Brandgefahr vor allem in den Nadelwaldbeständen im Kahlgrund sowie rund um Obernburg als „relativ hoch“, aber typisch für die Jahreszeit ein: Frisches Grün, das sich schlecht entzündet, ist noch rar. „Vor allem der trockene Teppich aus Nadeln am Boden ist hochgefährlich“.  Jann Oetting, Leiter des Forstbetriebs Rothenbuch der Bayerischen Staatsforsten, betont: „Wir sind keine typische Waldbrandregion. Die Trockenheit im Februar, März und April habe schon immer das Waldbrandrisiko erhöht - das mit 24 Hektar ungewöhnlich große Feuer bei Amorbach sei aber eine Ausnahme.
nach: Jens Raab, Main-Echo